Pestalozzi-Schule
Hofheim

Johann Heinrich Pestalozzi

Johann Heinrich Pestalozzi wurde in Zürich am 12. Januar 1746 geboren.

Hier verbringt er seine Kindheit und Jugend. Er erhält eine umfassende „klassische“ Bildung.

Nach Abbruch seines Theologiestudiums und danach Jurastudiums verlässt Pestalozzi 1767/68 Zürich. Er will als landwirtschaftlicher Unternehmer in der Nähe des Dorfes Birr, das 25 km von Zürich entfernt war, leben und arbeiten.

Warum? Das Leben eines Menschen in der Stadt erschien ihm verzerrt, verdorben und künstlich, wohingegen das Leben eines Bauern einfach, kraftvoll und in engster Verbindung mit der Natur sei.

In Zürich hatte Pestalozzi noch seine zukünftige Ehefrau kennengelernt, die er gegen den heftigen Widerstand der Brauteltern 1769 heiratete. Von 1769 – 1798 lebt Pestalozzi mit seiner Familie in dem von ihm erbauten Neuhof in der Nähe des Dorfes Birr. 1770 wurde das einzige Kind, Hans Jacob, geboren. Er starb 1801.

Pestalozzi bemüht sich sehr um einen rentablen landwirtschaftlichen Betrieb, hatte aber durch viele Streitigkeiten und Geldprobleme schließlich keinen Erfolg und musste den Betrieb aufgeben. Pestalozzi sah viele Hunderte von Kindern im Elend und der Verwahrlosung und erkannte, dass ihnen nur geholfen werden konnte, wenn sie eine Bildung erhielten und arbeiten lernten. So nahm er ab 1773 arme Kinder in sein Haus auf, ernährte und kleidete sie, erzog sie und hielt sie zum Arbeiten an.

So verwandelte sich sein Bauernhof im Jahr 1774 langsam in eine Armenanstalt. 1778 lebten 37 Kinder in seinem Haus. Er stellte Männer und Frauen ein, die die Kinder bei der Arbeit betreuten und lehrte sie Lesen und Rechnen. Aber die finanzielle Seite seiner Armenanstalt war ein Chaos. Pestalozzi hatte sich viel Geld geborgt. Er hoffte es zurückzahlen zu können, wenn die Kinder, die er erzogen hatte, es ihm später von ihrem Verdienst zurückzahlen würden. Aber die Eltern holten die Kinder, sobald sie etwas konnten, zurück und ließen sie für sich selbst arbeiten. So erhielt er nichts zurück. Seine Frau hatte sich ihr Erbe von den Eltern auszahlen lassen. Pestalozzis Bruder Baptist sollte mit diesem Geld die Gläubiger auszahlen, aber er brannte mit dem Geld durch. So war Pestalozzi arm und musste die Armenanstalt für Kinder aufgeben. Zu dieser Zeit unterstützte ihn als einziger Isaak Iselin, der Ratsschreiber der Stadt Basel, der an Pestalozzis Ideen glaubte.

Von 1780 – 1798 war die große Zeit in der Pestalozzi als Schriftsteller arbeitete und seine Erziehungsideale und philosophischen Gedanken niederschrieb. Aber er hat nicht nur geschrieben, sondern auch auf den Resten seines Hofes gearbeitet, war Kleinunternehmer (er machte Heimarbeit im Stoffdruck) und lernte viele Leute kennen. Ein sehr berühmtes Buch von Pestalozzi ist der vierteilige Dorfroman „Lienhard und Gertrud“. Aber er war traurig, dass viele das Buch nur zur Unterhaltung lasen und nicht seine erzieherischen Gedanken aufgriffen.

Im März 1798 zerbricht die Schweizer Eidgenossenschaft mit dem Einmarsch der französischen Truppen (französische Revolution). Pestalozzi stellt sich in den Dienst der neuen Regierung und hofft, seine Pläne zur Erziehung des Volkes verwirklichen zu können. Die Regierung beschloss, in Stans eine Anstalt für verwaiste Kinder zu eröffnen und Pestalozzi erhielt die Leitung. Es war aber schwer für ihn, denn die Bevölkerung lehnte ihn ab, weil er Anhänger der neuen Helvetischen Regierung und Protestant war. Nach nur 6 Monaten muss Pestalozzi die Schule in Stans für ein Lazarett aufgeben. Durch vielen Ärger war er auch krank geworden. In einem Erholungsurlaub schrieb er den berühmten „Stanser Brief“. Er ist der bedeutendste pädagogische Text von Pestalozzi und wird heute noch viel gedruckt und besprochen.

Der helvetische Erziehungsminister will Pestalozzi 1800 die Leitung einer Lehrerbildungsanstalt übergeben, aber Pestalozzi will lieber Lehrer werden, um mit den kleinen Kindern zu beginnen. Er arbeitet in Burgdorf und hat viel Erfolg als Lehrer. Nachdem der Leiter der Lehreranstalt schwer krank wird, übernimmt Pestalozzi beides.

1802 zogen sich die Franzosen aus der Schweiz zurück und es kam wieder zu Bürgerkriegen und der Helvetische Einheitsstaat brach zusammen. Die französischen Truppen kamen zurück und gemeinsam wurde 1803 in Paris eine neue Verfassung entworfen, an der auch Pestalozzi mitarbeitete. Es entstand ein Verbund von weitgehend selbstständigen Kantonen. 1804 muss Pestalozzi das Schloss Burgdorf aufgeben. Das Kanton Waadt stellt dem inzwischen berühmten Pädagogen Pestalozzi das Schloss in Yverdon zur Verfügung.

Im Schloss von Yverdon im neuen Kanton Waadt besteht Pestalozzis Erziehungsinstitut von 1804 bis 1825. Seine Gedanken zur Erziehung breiten sich über ganz Europa aus. Das Institut leitet eine Kommission, zu der Pestalozzi und vier Mitarbeiter gehören. Jedes Unterrichtsfach hat einen Oberaufseher, der sich auch um das Geld kümmert. 1807 sind dort 165 Kinder, 31 Lehrer und Unterlehrer, 32 Seminaristen und 10 Mitglieder der Familie Pestalozzis mit ihren Hausangestellten. In der Woche haben die Kinder 60 volle Stunden Unterricht in den Fächern Mathematik, Formenlehre, Zeichnen, Geographie, Geschichte, deutsche und französische Sprache, Religion, Naturkunde, Latein, Gymnastik, Gesang, Buchhaltung, Briefe schreiben. Das Mindestalter zur Aufnahme ist 7 Jahre und die Kinder bleiben bis sie 15 Jahre sind. Es gibt keine Ferien, aber Wanderungen dauern oft Wochen und führen in die Alpen oder ins umliegende Ausland. Neben dem Schloss gibt es noch ein Töchterinstitut, weil Jungen und Mädchen getrennt erzogen werden. Zu Anfang geht alles sehr gut, dann gibt es finanzielle Schwierigkeiten (Eltern armer Kinder mussten nichts bezahlen) und erbitterten Streit zwischen den Mitarbeitern (z.B. Wer die Führung im Institut hat). Pestalozzi arbeitet neben seinem Beruf als Lehrer auch weiterhin als Schriftsteller und versucht, den Zusammenhalt seines Instituts zu festigen.

Nach dem Zusammenbruch des Instituts in Yverdon zieht Pestalozzi wieder auf seinen Neuhof zurück. Er will wieder eine Armenanstalt aufbauen. Ein neues Gebäude wird errichtet. Bevor es fertig wird stirbt Pestalozzi am 17. Februar 1827 im nahen Brugg. Er wird am 19. Februar in Birr an der Seitenmauer des alten Schulhauses begraben.

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